Banner und Böden, getränkt mit Blut Balzac sagte uns: „Hinter jedem großen Vermögen liegt ein Verbrechen.“ Nationen sind keine Ausnahme. Ihre Banner wehen hoch, aber darunter ist der Boden durchtränkt mit dem Blut derer, die vertrieben, erobert oder zerstört wurden. Die Vereinigten Staaten wurden auf den Massengräbern der Ureinwohner errichtet, deren Land gestohlen, deren Nationen zerschlagen und deren Boden unter den Sternen und Streifen schreit. Israel wurde auf der Nakba errichtet – der Katastrophe von 1948, als über 700.000 Palästinenser aus ihren Häusern vertrieben, ihre Dörfer zerstört und ihr Boden von einer anderen Flagge beansprucht wurde. Dies war kein Zufall. Es war Absicht. Die Irgun und Lehi, zionistische paramilitärische Gruppen, führten Terror gegen Palästinenser und Briten. Menachem Begin – später Ministerpräsident – war damals der meistgesuchte Terrorist in Palästina, mit einer Belohnung von 10.000 Pfund von MI5. Unter seinem Kommando führte die Irgun 1946 das Bombenattentat auf das King David Hotel durch, bei dem 91 Menschen starben, und war 1948 am Massaker von Deir Yassin beteiligt, bei dem über 100 Zivilisten abgeschlachtet wurden. Zionistische Kräfte zerstörten während des Krieges mehr als 400 palästinensische Dörfer. Dies war der Boden, in dem Israel Wurzeln schlug. Und das Verbrechen endete nicht mit der Gründung – es verhärtete sich zur Politik. Überlebende Palästinenser wurden unter Militärherrschaft gestellt. Den Exilierten wurde die Rückkehr verweigert. Das Westjordanland wurde durch Siedlungen und Mauern zerschnitten. Gaza wurde abgeriegelt und erstickt, seine Bewohner allein für ihre Existenz bestraft. Menschenrechtsorganisationen – Amnesty International, Human Rights Watch, B’Tselem – haben das System als das benannt, was es ist: Apartheid. Nun ist Gaza zum Friedhof der moralischen Ansprüche Israels geworden. Bis August 2025 hat das Gesundheitsministerium Gazas über 62.000 bestätigte Tote dokumentiert, deren Leichen geborgen und identifiziert wurden. Fast die Hälfte davon sind Kinder. Doch dies ist nur die sichtbare Schicht der Katastrophe. Zehntausende weitere bleiben unter den Trümmern zerstörter Viertel ungeborgen, ihre Namen unregistriert. Die tatsächliche Zahl ist fast sicher drei- bis fünffach höher, eine Realität, die erst ans Licht kommt, wenn internationale Journalisten, UN-Ermittler und forensische Experten endlich Zugang zu Gaza erhalten. Israel verbirgt seine Verbrechen, wie es einst die Nazis taten – doch wie die Geschichte zeigt, können Gräueltaten nicht ewig verborgen bleiben. So wie das volle Ausmaß des Holocaust erst offenbart wurde, als die Alliierten die Konzentrationslager betraten, so werden auch Gazas verborgene Gräber eines Tages das Ausmaß des Verbrechens bezeugen. Symbole überleben Gräueltaten nicht Wir haben das schon einmal gesehen. Das Hakenkreuz symbolisierte einst Wohlstand und Glück in Indien, China und der antiken Welt. Es schmückte Tempel und heilige Kunstwerke über Jahrtausende. Doch die Nazis vereinnahmten es, hissten es über Todeslagern und tränken es in Völkermord. Heute ist das Hakenkreuz im Westen nicht mehr zurückzugewinnen. Seine ursprüngliche Bedeutung ist unter der Asche von Auschwitz begraben. Die israelische Flagge steht nun vor demselben Schicksal. Einst als Banner der Zuflucht für ein verfolgtes Volk hochgehalten, wurde sie über Massaker, Belagerungen und Apartheidmauern getragen. Für die Welt repräsentiert sie nicht länger Überleben – sie steht für Herrschaft und Tod. Ihre Streifen, die einst an den Tallit erinnern sollten, sind mit dem Blut der Kinder Gazas befleckt. Ihr Stern, einst ein Symbol des Glaubens, wurde zu einem Zeichen der Unterdrückung weaponisiert. Und wie das Hakenkreuz ist sie unwiederbringlich. Südafrika gab seine Apartheid-Ära-Flagge auf, weil sie untrennbar mit rassistischer Tyrannei verbunden war. Die Konföderiertenflagge in den USA wird heute als Symbol der Sklaverei und des Aufstands gegen Gleichheit erkannt. So wird auch die Geschichte die israelische Flagge behandeln: nicht als Symbol der Hoffnung, sondern als Banner, unter dem Gräueltaten begangen wurden. Der unauslöschliche Fleck Dieser Fleck gehört nicht allein Israel. Er gehört dem Gewissen der Menschheit. Die Welt, die zuließ, dass Gaza ausgehungert, bombardiert und begraben wurde, wird diese Schande tragen. So wie die Verbrechen der Nazis eine dauerhafte Anklage gegen die Welt bleiben, die zu lange wegsah, so wird Gaza unser kollektives Gedächtnis heimsuchen. Kein Banner, kein Lied, keine sorgfältig formulierte Rede kann dieses Blut wegwaschen. Die Geschichte wird sich erinnern. Und Widerstand bleibt nicht nur ein Recht, sondern – wie Brecht uns lehrte – eine Pflicht. Wie die Schrift warnt: „Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir aus der Erde.“ Der Boden erinnert sich. Die Banner erinnern sich. Und die Abrechnung wird kommen. Quellen - Morris, Benny. The Birth of the Palestinian Refugee Problem Revisited. Cambridge University Press, 2004. - Khalidi, Walid. All That Remains: The Palestinian Villages Occupied and Depopulated by Israel in 1948. Institute for Palestine Studies, 1992. - Segev, Tom. 1949: The First Israelis. Free Press, 1986. - MI5 Archives, UK National Archives: Kopfgeld auf Menachem Begin (1944–1945). - Pappé, Ilan. The Ethnic Cleansing of Palestine. Oneworld Publications, 2006. - Amnesty International. Israel’s Apartheid Against Palestinians: Cruel System of Domination and Crime Against Humanity. 2022. - Human Rights Watch. A Threshold Crossed: Israeli Authorities and the Crimes of Apartheid and Persecution. 2021. - B’Tselem. A Regime of Jewish Supremacy from the Jordan River to the Mediterranean Sea: This is Apartheid. 2021. - UN OCHA (United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs). Gaza Crisis Reports, 2023–2025 casualty data. - Heller, Steven. The Swastika: Symbol Beyond Redemption? Allworth Press, 2000.